Elektrosensibilität: Behinderung oder Krankheit?
Aktualisiert am 07.11.2024
Elektrosensibilität: Behinderung oder Krankheit?
Die Positionen von Ländern, die EHS bereits teilweise anerkannt haben, können wie folgt zusammengefasst werden:
- Elektrohypersensibilität ist eine Behinderung, die mit der Exposition gegenüber elektromagnetischen Wellen von Personen zusammenhängt, die auf diese Exposition empfindlich oder sogar überempfindlich reagieren.
- Diese Behinderung wird durch künstliche elektromagnetische Wellen erzeugt. In extremen Fällen von Elektrohypersensibilität ist diese Behinderung so stark, dass die Betroffenen Pflege benötigen, um die hervorgerufenen Symptome zu ertragen.
Eine Person, die eine Treppe hinuntergestürzt ist und sich ein Bein gebrochen hat, wird nicht als krank bezeichnet. Dennoch kann dies eine eindeutige Behinderung darstellen und bedarf natürlich der Pflege.
Die Positionen basieren auf 6 im Folgenden entwickelten Argumenten
1 | Ein sachliches Argument
Es ist die Umwelt, die elektromagnetische Verschmutzung, die die Behinderung verursacht. Wenn die elektrohypersensible Person die verschmutzte Umgebung verlässt, hat sie keine Symptome mehr, was beweist, dass sie nicht krank ist.
2 | Ein Kausalitätsargument
Elektrohypersensibilität als Krankheit zu betrachten bedeutet, das Problem bei den elektrohypersensiblen Personen zu suchen, obwohl es bei denjenigen liegt, die die Technologien einsetzen, die elektromagnetische Verschmutzung erzeugen. Das ist ein Freibrief für die Entwicklung dieser Technologien, indem man die elektrohypersensiblen Menschen auf ihre Pseudokrankheit zurückwirft.
3 | Ein Stigma-Argument
Elektrohypersensible Menschen als „krank“ zu bezeichnen, bedeutet, sie in eine Kategorie einzuordnen und an den Rand zu drängen. Und das, obwohl es mehr als plausibel ist, dass jeder Mensch mehr oder weniger empfindlich auf elektromagnetische Felder reagiert. Dies gilt umso mehr, als es eine von der Industrie geförderte Tendenz gibt, deren Risiko im Bericht hervorgehoben wird, eine Klassifizierung als psychische Krankheiten („irrationale Ängste“) zu fördern.
4 | Ein Argument für soziale Integration bzw. Nicht-Ausgrenzung
Elektrohypersensible Menschen wollen nicht aus dem sozialen Leben ausgeschlossen werden, sondern vollständig darin integriert werden, vorausgesetzt, die Gesellschaft, Gesetze und Vorschriften geben ihnen die Möglichkeit dazu, wie anderen Menschen mit anderen Behinderungen auch. So wie ein öffentlich zugängliches Gebäude für Menschen mit eingeschränkter Mobilität zugänglich sein muss, muss es auch für elektrohypersensible Menschen zugänglich sein.
5 | Ein finanzielles Argument
Die Anerkennung als Behinderung öffnet den Weg für finanzielle Hilfen, die für elektrohypersensible Menschen sehr nützlich sind, da sie häufig ihren Arbeitsplatz verlieren und gezwungen sind, ihr Lebensumfeld zu verändern. Die RQTH-Anerkennung, die es derzeit in Frankreich gibt, ist ein wertvolles Instrument für Menschen, die noch nicht krank sind.
6 | Ein Argument, das mit dem eigentlichen Zweck von Verbänden und ihren Zielen zusammenhängt
Die Frage der Anerkennung von EHS bringt Menschen zu der noch grundlegenderen Frage zurück, wofür „wir“ eigentlich kämpfen: Die Daseinsberechtigung von Vereinen besteht darin, die gesamte Bevölkerung, ob erklärtermaßen elektrohypersensibel oder nicht, vor der eindringenden elektromagnetischen Verschmutzung zu schützen.
Das Ziel ist daher, dass die Toxizität dieser Umweltverschmutzung offiziell anerkannt wird.
Eine mögliche Anerkennung der Elektrohypersensibilität als Krankheit wäre in dieser Hinsicht sehr kontraproduktiv. Es würde den Befürwortern der betreffenden Technologien leicht erlauben, zu argumentieren, dass sie nur für eine genau identifizierte und begrenzte Bevölkerungsgruppe, die behandelt werden soll, toxisch seien.
Damit würde ein Hindernis beseitigt, das ihre Tätigkeit und ihre künftigen Entwicklungsprojekte behindern könnte. Insgesamt erscheint uns die Darstellung der Elektrohypersensibilität als Pathologie und der elektrohypersensiblen Menschen als kranke Menschen sachlich unzutreffend und lediglich mit Unannehmlichkeiten für die Betroffenen verbunden. robindestoits.org