Schweiz | Geschirmte Gebäude

Schweiz | Geschirmte Gebäude

Aktualisiert am 03.04.2024

Schweiz | Geschirmte Gebäude

Abgeschirmte Gebäude zum Schutz von elektrohypersensiblen Personen

Die Elektrohypersensibilität (EHS) soll in der Schweiz für 800.000 Menschen Realität sein, so die Vereinigungen, die sich für die Anerkennung dieser Krankheit einsetzen. Angesichts dieser hohen Zahl entwickelt sich ein Markt, insbesondere im Immobiliensektor.

Nach acht Jahren auf der Flucht vor elektromagnetischen Feldern hat das Ehepaar Rouiller seine Ruhe in Maison Monsieur gefunden, einem Weiler in La Chaux-de-Fonds (Schweizer Stadt im Kanton Neuenburg), der auch heute noch nicht vom Schweizer Mobilfunknetz erfasst wird.

„Das Herz bleibt stehen, wenn ich zu viele Wellen abbekomme, ich fange an, fürchterlich zu zittern oder mir wird schwindelig. Wir haben jahrelang nach einem Ort gesucht, an dem es noch keinen Funk und keine Antennen gibt, und das haben wir hier gefunden. Das ermöglicht mir zu überleben“, berichtet die elektrohypersensible Diana Rouiller, in 19h30 (TV Sender, siehe folgendes Video).


Abgeschirmte Gebäude

Mit dem Aufkommen von 5G und einer mittlerweile fast vollständigen Abdeckung der Schweiz wird die Suche nach sogenannten weißen Flecken wie Maison Monsieur immer komplexer. In Schmitten (Schweizer Kanton Graubünden) beschloss der Architekt Gédéon Abebe, das Paradigma umzukehren und 3 abgeschirmte Gebäude zu errichten, um die Bewohner vor äußerer Strahlung zu schützen. „Einer der Faktoren ist diese abschirmende Farbe auf Kohlenstoffbasis. Wir bevorzugen leitfähige Materialien mit einer hervorragenden Erdung, um diese elektromagnetischen Felder zu reduzieren“, erklärt er.

Abgesehen von einem Gebäude für MCS (chemisch-sensible) Personen in Zürich sind dies die ersten Bauwerke dieser Art in der Schweiz. Es galt also, sich mit innovativen Technologien wie Metallmatten oder der Entmagnetisierung von Betonplatten vertraut zu machen. Und vor allem muss die Wirksamkeit dieser Technologien sichergestellt werden.

Der Schweizer Architekt Gédéon Abebe hat beschlossen, geschirmte Gebäude für Menschen mit Elektrosensibilität zu schaffen.


„Viele Menschen sind betroffen“

Laut dem Ingenieur Pierre Dubochet können mit diesen Gebäuden die Mobilfunksignale etwa 300-mal gedämpft werden. „Ideal wäre es, nach Abschluss der Bauarbeiten eine 1000- bis 3000-fache Leistungsdämpfung zu erreichen“, betont er. Trotz der Mehrkosten von insgesamt 10 bis 15 % ließ sich der Immobilienentwickler Alain Deschenaux von diesem noch in den Kinderschuhen steckenden Nischenmarkt verführen.

„In einer ersten Phase geht es darum, zu sehen, ob das System funktioniert, denn es gibt keine Regeln wie in der Ökologie oder im Energiebereich. Wir müssen auch sicherstellen, dass der Markt reagiert, aber in unserer Analyse haben wir festgestellt, dass viele Menschen von dieser Problematik betroffen sind“, sagt der Promoter. rts.ch

Abgeschirmte und isolierte Häuser werden zu Oasen für Elektrosensible

Elektrohypersensible Menschen werden in ihrem Alltag stark beeinträchtigt. Ein Freiburger (Schweiz) Projekt will ihnen einen geschützten Lebensraum bieten. Mit der Einführung der ultraschnellen 5G-Mobilfunktechnologie in der Schweiz fragen sich viele Menschen, die an Elektrohypersensibilität (EHS) leiden, wo sie überleben können. Diese Menschen, wie der Berner Sosthène Berger, leiden an einer Unverträglichkeit gegenüber elektromagnetischen Feldern und Wellen, die von drahtlosen Technologien wie Mobilfunkmasten, Computern, Mobiltelefonen, Wi-Fi-Netzwerken usw. ausgehen.

Im Kanton Freiburg ist ein innovatives Projekt für diese Menschen geplant. In Schmitten im Sensebezirk werden derzeit drei Gebäude mit 27 Wohnungen öffentlich aufgelegt, die ihre Bewohner vor äußeren Strahlen schützen sollen.


Wird es bald zur Norm, sich zu schützen?

„Die Außenhülle wird abgeschirmt sein- mit Aluminium und Graphit an der Fassade. Im Inneren werden die einzelnen Wohnungen durch einen isolierenden Anstrich und einen Bodenbelag voneinander getrennt, um zu verhindern, dass das WLAN von einer Wohnung in die andere gelangt“, erklärt Gédéon Abebe, Architekt des Büros Aaag, das das Projekt entwickelt. Diese Art der Konstruktion könnte sich in Zukunft mit dem Aufkommen von 5G verbreiten, meint der Architekt. „Es könnte zur Norm werden“.


800’000 betroffene Personen

Nach Angaben von Vereinigungen, die sich für elektrohypersensible Personen einsetzen, gibt es in der Schweiz 800’000 Betroffene, eine Zahl, die den Projektentwickler beeindruckt hat. „Als der Architekt mir seine Idee vorstellte, war ich überrascht, wie viele Menschen von diesem Problem betroffen sind“, bestätigt Alain Deschenaux, Direktor der Nordmann-Gruppe Freiburg. Was sich derzeit als Nische darstellt, könnte sich zu einem vielversprechenden Markt für alle Bauten von morgen entwickeln, wenn man dem Bauträger glauben darf. „Es ist die Gelegenheit, heute eine andere Bauweise bei einer unserer Immobilienoperationen zu testen“, gibt er an.


Höhere Kosten

Die Baukosten für diese geschützten Gebäude sind etwa 10 % höher als bei einem herkömmlichen Bau, was vor allem auf die verwendeten Materialien zurückzuführen ist. Außerdem müssen die Betonplatten entmagnetisiert, die Elektrik, die Sanitäranlagen und die Heizung angepasst werden. Wenig überraschend werden auch die Mieten für die Wohnungen etwas höher sein. Ein Preis, der dennoch moderat bleibt, im Gegenzug für eine deutlich verbesserte Situation für Menschen mit EHS, meint Alain Deschenaux.

In der Schweiz gibt es bislang nur ein einziges Beispiel dieser Art, ein Gebäude in Zürich, das seit 2013 Menschen mit dieser Störung sowie mit Chemikalienunverträglichkeit beherbergt.

Betroffene aus der Schweiz berichten über EHS

Ein Alltag, der auf eine harte Probe gestellt wird

Sosthène Berger, Mitte 50, ist elektrosensibel. Der Ingenieur lebt mit seiner Familie in einem Mehrfamilienhaus in La Neuveville (BE). An den Wänden seiner Wohnung hängen mit Aluminium beschichtete Rettungsdecken, mit denen er seine Wohnung vorübergehend gegen das Wi-Fi-Netz der Nachbarn oder gegen einen Mobilfunkmast abschirmen kann. Seine Kaffeemühle – altmodisch, von Hand betrieben – ist ebenfalls ein Beweis für die Unvereinbarkeit von Haushaltsgeräten und Elektrohypersensibilität.

Wie wirkt es sich aus, wenn in ihrer Umgebung ein Handy eingeschaltet ist? „Ich spüre in dem Moment nichts. Die Auswirkungen treten erst nach einer Hysterese (Latenz) von mehreren Dutzend Stunden ein, etwa 42 Stunden. Ich habe Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Müdigkeit und Ohrensausen“, erklärt er.


Weiße Flecken“ werden immer seltener

Nachdem 2011 die ersten Symptome auftraten und Sosthène Berger sieben Ärzte konsultiert hatte, die ihm nicht weiterhelfen konnten, fand er sich damit ab, „verkleidet“ aus dem Haus zu gehen – mit Brille, Kapuze und Kleidung aus Silberfasern. Er muss auch auf einen Großteil seines sozialen Lebens verzichten, da es mit seiner Intoleranz gegenüber „wellengesättigten“ Umgebungen unvereinbar geworden ist.

In seinem Wohnhaus wurde jedes Stromkabel abgeschirmt, ebenso wie die angrenzenden Wände gegen Elektrosmog aus der Nachbarschaft. „Aber es gibt immer weniger unbestrahlte Grundstücke in abgelegenen Gegenden“, sagt der Berner.

Artikel

  • cocon-schmitten.ch | Leben ohne Strahlen
  • rts.ch | Abgeschirmte und isolierte Häuser werden zu Oasen für Elektrosensible

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